Gottesdienste/ Veranstaltungen

Gemeindefest in Leutersdorf

Donnerstag, 6. September 2012
(Sächsische Zeitung)

Ein Gott, ein Glaube, eine Kirche

Ein halbes Jahrtausend nach Luthers Reformation preschen Katholiken und Protestanten mit einem Appell der Ungeduld vor.

kumene

„Ökumene jetzt“, sagen Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Verteidigungsminister Thomas de Maizière (v.r.) und 20 weitere Prominente. Foto: dapd

Berlin. Von Günther Jauch bis Richard von Weizsäcker – mit dem Appell „Ökumene jetzt – ein Gott, ein Glaube, eine Kirche“ haben prominente Katholiken und Protestanten ein Ende der Kirchenspaltung in Deutschland gefordert.

Die seit 500 Jahren bestehende Teilung sei politisch nicht mehr zu rechtfertigen, heißt es in dem gestern in Berlin vorgestellten Aufruf. Theologische Gründe reichten nicht aus, um die Trennung fortzusetzen. Es gebe viel mehr, was katholische und evangelische Christen verbinde, als sie trenne.Laien beider Konfessionen seien bei dieser Erkenntnis viel weiter als Amtskirchen und Theologen, sagte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) bei der Vorstellung des Dokuments. Der Appell sei auch als Ermutigung an die Pfarrer zu verstehen, den Weg der „Einheit in der Vielfalt“ fortzusetzen. Es sei aber kein Aufruf zum Ungehorsam der Geistlichen, wie der Philosoph Hans Joas betonte. Die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) reagierten zurückhaltend auf das Dokument.

Anlass für die Initiative ist der 50.Jahrestag des Zweiten Vatikanischen Konzils, das sich für eine Verständigung mit den Protestanten ausgesprochen hatte, sowie der 500.Jahrestag der Reformation im Jahr 2017.

Zu den 23 Erstunterzeichnern gehören Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Frank-Walter Steinmeier, der Künstler Günther Uecker, Büchner-Preisträger Arnold Stadler, der frühere bayerische Kultusminister Hans Maier (CSU), der Leipziger Pfarrer Christian Führer sowie der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Bach.

In beiden Kirchen sei die Sehnsucht nach Einheit groß, heißt es in dem Text. „Die Folgen der Spaltung werden im Alltag von Christinnen und Christen schmerzlich empfunden.“ Unabhängig von der theologischen Einigung über Fragen von Kirchenamt und gemeinsamem Abendmahl dürfe man die Sorge um die Einheit nicht ruhen lassen. 

Die deutschen Bischöfe erklärten in einer Stellungnahme den Dialog zwar für unverzichtbar. Eine volle Einheit sei aber ohne solide theologische Verständigung unmöglich. Es seien vor allem theologische und nicht politische Gründe, die zur Kirchenspaltung geführt hätten.

Auch die EKD betonte, dass theologische Grundeinsichten für die Begründer beider Konfessionen existenziell waren. Die Erkenntnisse der Reformatoren etwa mit Blick auf das Priestertum oder die Einladung zum Abendmahl für alle Getauften könnten nicht übergangen werden. „Aus evangelischer Sicht ist die Reformation nicht beendet.“

Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) nannte den Aufruf „ein Ausdruck unserer Ungeduld“. Altbundespräsident von Weizsäcker verglich ihn mit einem „Sonnenaufgang“. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sieht vor allem in den Gemeinden den Willen und den Wunsch zur Gemeinsamkeit. „Je mehr man nach oben kommt, desto mehr wird das Trennende betont.“ (dpa)